Beitrag 9: Linacaustausch
Teil 1: Was lange währt, wird endlich gut
Einen neuen Linearbeschleuniger zu bekommen, ist oft ein langwieriger Prozess. Bis der Beschleuniger dann steht und man damit Patienten behandeln kann, vergeht oftmals eine lange Zeit. Ich möchte in einem mehrteiligen Blogbeitrag berichten, wie so ein Austausch eines Linearbeschleunigers abläuft.
In der Strahlentherapie in Braunschweig haben wir drei Linearbeschleuniger: einen Varian Clinac, einen Varian Truebeam und einen Elekta Precise. Ausgetauscht wird die Elekta-Maschine, welche von 2001 und nun knapp 20 Jahre alt ist. Zuerst steht die Entscheidungsfindung an, was für ein Gerät man nun haben möchte. Bei uns war das relativ einfach. Da schon zwei Linearbeschleuniger von Varian vor Ort waren aus den Jahren 2007 und 2014, sollte es wieder eine Varian-Maschine werden. Außerdem soll er die Eigenschaft des Tandembetriebs haben. Das heißt, fällt eine Maschine wegen Wartung oder Defekt aus, sollen die beiden anderen Linacs die Patienten übernehmen können, ohne dass die Bestrahlungspläne umgerechnet werden müssen.
Diese ganzen Eigenschaften, die der neue Linearbeschleuniger haben soll, wurden zusammengefasst und in einer öffentlichen Ausschreibung notiert und veröffentlicht. Nachdem dieser Prozess abgeschlossen war und dann auch feststand, dass es ein Varian Truebeam wird, begann die ganze Planung zum Austausch des Beschleunigers.
Zuerst wurde überprüft, ob der Bestrahlungsbunker, in dem der Elekta steht, auch für den neuen Beschleuniger ausreicht. Man hatte Strahlenschutzberechnungen angestellt und Ortsdosismessungen durchgeführt. Ein weiterer Prozess war, dass mit einem Team geschaut wurde, ob der Beschleuniger mit seinen Maßen für den Bunker kompatibel ist. Der Varian-Beschleuniger hat nämlich einen anderen Aufbau als ein Elekta-Beschleuniger. Der Grundrahmen, in dem der Beschleuniger steht, musste in dem vorhandenen Bunker verändert werden. An sich keine große Sache: Der Boden wird aufgemacht und der bestehende Rahmen wird so geändert, dass der Truebeam eingebaut werden kann. Da der Boden des Bunkers allerdings nicht separat war, sondern auf diesem die Wände des Raumes gesetzt wurden, musste ein Bauantrag gestellt werden, da durch Aufreißen der Bodenplatte und Änderung des Grundrahmens in die Statik des Bestrahlungsraumes eingegriffen wird. Es wurden diverse Szenarien mit dem Architekten und der Bauabteilung durchgespielt, was zu tun sein würde. Letztendlich fiel die Entscheidung für einen kompletten Neubau eines Bestrahlungsbunkers für den neuen Linearbeschleuniger. Die Gründe für diese Entscheidung waren zum einem, dass sowieso ein Bauantrag gestellt werden musste, egal ob wir den alten Bunker verändern oder einen neuen Bunker bauen würden. Und zum anderen hat es den Vorteil, dass wir über die gesamte Phase des Neubaus weiterhin mit allen drei vorhandenen Maschinen arbeiten könnten und somit es nicht zu längeren Bestrahlungszeiten oder einer Reduzierung der Patientenzahlen käme. Es gäbe also keine Störungen im laufenden Klinikbetrieb. Da nun alle Entscheidungen gefällt sind und vor Monaten bereits der Bauantrag gestellt wurde, werden nun am 21.10.2020 die Baumaßnahmen für unseren neuen Linearbeschleuniger beginnen. Diese sollen laut Plan am 14.09.2021 beendet sein. In den folgenden Blogbeiträgen werde ich berichten, wie die Entwicklung der Baumaßnahmen voranschreitet.