Medizinphysik-Blog
PhD in einer Graduiertenschule - was erwartet mich?
Viele Institute und Unis bieten das Promovieren in einer Graduiertenschule an. Der ein oder andere mag sich fragen, was dies bedeutet und was für Vorteile, aber evtl. auch Nachteile, dadurch entstehen können.
Vorab: Der folgende Bericht basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen mit einer Graduiertenschule. Jede Graduiertenschule wird anders strukturiert sein und ein etwas anderes Programm für ihre Doktoranden haben. Daher informiert euch vorher im Internet oder bei Doktoranden am entsprechenden Institut, was auf euch zukommt.
Eine Graduiertenschule bietet grundsätzlich ein strukturiertes Studien- und Forschungsprogramm mit dem Ziel der Promotion an. Finanziert werden sie von Universitäten, sonstigen Forschungseinrichtungen oder auch von Stiftungen. Neben einem Programm an Vorlesungen, Seminaren und weiteren Weiterbildungsangeboten, bieten Graduiertenschulen auch finanzielle Unterstützung, bspw. für Reisekosten wie internationale Studentenaustausche, aber auch komplette Doktorandenstipendien an. Meist entsprechen solche Stipendien in etwa einer halben Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters - dies variiert aber von Graduiertenschule zu Graduiertenschule. Es lohnt sich also durchaus, die entsprechenden Homepages zu besuchen.
Ein strukturiertes Studien- und Forschungsprogramm bedeutet, man sammelt wie im Studium Credit-Punkte (CP) und muss bestimmte Tätigkeiten erfüllen, was in 3 Jahren aber sehr gut schaffbar und auch hilfreich ist. Vieles, was man tun “muss”, hätte man auch freiwillig gemacht bzw. wird auch von den Arbeitsgruppen erwartet - Graduiertenschule hin oder her: Man besucht (Ring-) Vorlesungen, Seminare, und Journal Clubs, hält eigene Seminarvorträge, nimmt an wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Weiterbildungskursen teil (Rhetorik, Programmier-Kurse, wissenschaftliches Schreiben,..), betreut ggf. Labore oder Übungen und trägt zu internationalen Konferenzen bei. Häufig werden auch PhD Retreats und weitere Veranstaltungen von und für PhD Studenten angeboten. Dadurch lernt man viele andere Doktoranden kennen, mit denen man sich austauschen und bei Problemen aushelfen kann. Zudem bekommt man durch die Vorlesungen und Seminare einen guten Überblick über die Forschungsarbeiten anderer Arbeitsgruppen und kann ggf. Kooperationen aufbauen. Vor allem lernt man aber die häufig erforderlichen soft skills: Präsentieren, Zeit- und Projektmanagement, Teamarbeit, den Aufbau eines eigenen Netzwerkes, etc. Man sitzt also nicht nur in seinem stillen Kämmerlein, sondern kann sich Input von außen einholen und über den eigenen Tellerrand schauen.
Zusätzlich gibt es häufig noch ein Komitee aus Professoren und Post-Docs (aus dem eigenen Institut, aber auch von extern), denen man regelmäßig (oft jährlich) einen Bericht und eine Präsentation über den aktuellen Projektstatus gibt. Dies sollte man nicht als Prüfung ansehen, sondern als Gelegenheit mit Experten über das eigene Projekt zu diskutieren sowie Feedback und neue Anregungen zu bekommen. Dabei lernt man, sein Projekt zu strukturieren und Ergebnisse zu bündeln – das hilft für das spätere Schreiben.
Potentieller Nachteil: Gerade am Anfang denkt man, man müsse alle Vorlesungen und Seminare sofort besuchen und hat daher im Semester viel zu tun. Dennoch bleibt genügend Zeit für seine eigene Forschung. Möchte man längere Zeit ins Ausland, muss man schauen, wie man alle geforderten CPs zusammen kriegt – mit ein wenig Organisation ist aber auch das problemlos machbar.
Weiterhin kann es auch sein, dass man Vorlesungen und Seminare zu sehr fachfremden Themen besuchen soll, bei denen man nicht alles verstehen kann. Trotzdem sollte man versuchen so viel wie möglich aus den Vorträgen mitzunehmen, denn wie bereits erwähnt, schadet ein Blick über den eigenen Tellerrand keinem.
Allgemein kann ich also das Promovieren in einer Graduiertenschule empfehlen. Man lernt viele Mit-Doktoranden kennen, lernt durch die Seminare und Weiterbildungen viel dazu, was auch im späteren Beruf von Nutzen sein kann. Schaut und hört euch also an den Unis und Forschungsinstituten, an denen ihr gerne promovieren möchtet, um und fragt bei Doktoranden nach!