Beitrag 9: Linacaustausch
Teil 2: Wer entscheidet , was kommt
Ist die Entscheidung für die Anschaffung eines neuen Beschleunigers gefallen, muss natürlich entschieden werden, welche Ausstattung er haben soll und wie der Bestrahlungsraum, in dem er steht, aussehen soll. Das sind viele Entscheidungen, die von mehreren Gruppen getroffen werden. In der Strahlentherapie arbeiten Ärzte*innen, Physiker*innen und MTRAs miteinander und sind auch alle in den Entscheidungsprozess mit eingebunden.
In Braunschweig war von allen Seiten relativ schnell klar, dass es wieder ein Varian Beschleuniger werden sollte. Vor allem aus den Reihen der Medizinphysik wollte man ein baugleiches Gerät zu allen dann noch vorhandenen Geräten haben, sodass bei einem Gerätedefekt vorhandene Bestrahlungspläne nicht umgerechnet werden müssen. Von ärztlicher Seite war der Wunsch, mit dem neuen Gerät innovativer zu werden bzw. die vorhandenen Techniken wie RapidArc und Stereotaxie auch mit diesem nutzen zu können. Aus MTRA-Sicht war es wichtig, einen schnelleren und einfachen Ablauf der Bestrahlung zu haben, sodass ein Oberflächenlagerungssystem (SGRT) angeschafft werden soll. Weiterhin wurde geschaut, wie die Raumüberwachung im Bestrahlungsraum umgesetzt werden kann. Da bei dem anderen Truebeam bereits erfolgreich das Raumüberwachungssystem von OPASCA zum Einsatz kommt, war die Entscheidung in diesem Bereich auch nicht allzu schwer.
Weitere Beschaffungen, die im Zuge der Anschaffung eines neuen Linearbeschleunigers auch noch geplant werden müssen, sind häufig Lagerungssysteme für den Patienten und Qualitätssicherungssysteme, wie Dosimetriephantome. All diese Dinge werden ebenfalls nicht blind gekauft. Bevor man sich für eins entscheidet, informiert man sich auf Messen oder fragt bei diversen Firmen an, was für Systeme angeboten werden können. Hat man einen Favoriten gefunden, hospitiert man in anderen Kliniken, die diese Systeme im Einsatz haben und schaut sich an, wie diese in der klinischen Routine funktionieren. Dazu fährt meist eine Gruppe aus Physiker*innen, MTRA und Ärzte*innen dorthin, um alle aufkommenden Fragen zu klären.
Weiterhin ist die Innenausstattung des Bestrahlungsraumes ganz wichtig. Entscheidende Fragen sind hier, wie der Technikbereich des Beschleunigers aussehen soll und wie die Einrichtung für alle Lagerungssysteme und Phantome sein soll. Außerdem muss der Raum nicht zu steril wirken, sodass wir uns für ein paar Bilder an der Wand und ein Deckenbild entschieden haben. Über die Innenausstattung entscheidet hauptsächlich die MTRA und bespricht dies dann mit dem Architekten. Diese arbeitet die meiste Zeit dort und kann am besten beurteilen, wie alles an Lagerungsmaterial für den Patienten am schnellsten und ordentlichsten erreichbar ist, damit die Bestrahlung schnellst möglichst erfolgen kann.
Im nächsten Blogteil dann etwas über die Entwicklung an der Baustelle und was alles so passieren kann während den Bauarbeiten. Also seid gespannt.