Medizinphysik-Blog

Umfrage zu den Studiengängen der Medizinphysik in Deutschland

von Nicole Brand und Layla Riemann

Der Arbeitskreis Junge Medizinphysik hat von November 2018 bis November 2019 eine Umfrage zum Thema „Studium der Medizinphysik“ in Deutschland durchgeführt. Das Ziel dieser Umfrage war es, herauszufinden wie der Studiengang Medizinische Physik von den Studierenden wahrgenommen wird. Dabei wurden sowohl Studierende von Studiengängen befragt, bei welchen die Sachkundezeit und das Erlangen der Fachkunde bereits integriert ist, sodass die Studierenden mit ihrem Abschluss bereits Medizinphysikexperten (MPE) sind, wie auch Studierende von Studiengängen, bei welchen dies nicht der Fall ist. Für Studierende, die nach ihrem Abschluss in der klinischen Medizinphysik in Bereichen mit ionisierender Strahlung tätig sein wollen, ist es notwendig die Fachkunde während des Studiums oder im Anschluss daran zu erlangen. Für andere berufliche Ziele, wie beispielsweise die Forschung oder Industrie, reicht der Abschluss als Medizinphysiker aus.

Fakten zur Umfrage

Die Umfrage wurde an mehr als 25 Universitäten und Hochschulen verschickt, welche Studiengänge anbieten, die gemäß den Richtlinien „Strahlenschutz in der Medizin“ und „Fachkunde und Kenntnisse im Strahlenschutz beim Betrieb von Röntgeneinrichtungen in der Medizin oder Zahnmedizin“ das notwendige Qualifikationsniveau vermitteln. Eine Übersicht der entsprechenden Hochschulen und Studiengänge ist auf der Homepage der DGMP zu finden (https://www.dgmp.de/de-DE/177/studiengaenge/). Von mehr als der Hälfte der angeschriebenen Hochschulen bekamen wir Rückmeldungen auf unsere Umfrage, sodass wir über fünfzig Antworten auswerten konnten. Die große Mehrheit der Teilnehmer (81,5%) befand sich zum Zeitpunkt der Umfrage in einem Masterstudiengang. Ausgewogen war dagegen das Verhältnis an Studierenden, die während ihres Studiums bereits die Sachkundezeit und die Fachkunde erlangen können, zu denen, die ihr Studium als Medizinphysiker ohne Fachkunde beenden.

Die wichtigsten Resultate

Ein positives Ergebnis der Umfrage ist, dass obwohl es sich bei dem Studium um ein naturwissenschaftliches Studium handelt, der Männer und Frauenanteil fast ausgeglichen ist. 52,7% der Befragten sind der Ansicht, dass es gleichviele Männer wie Frauen gibt, wohingegen 36,4% der Ansicht sind, es gebe einen größeren Männeranteil und 10,9% es gebe einen höheren Frauenanteil.

Die wichtigsten Resultate

Bei der Frage der zeitlichen Belastung des Studienganges sind knapp 60% der Befragten der Ansicht, dass ihnen neben dem Studium kaum noch Zeit für Freizeit bleibt, während die übrigen Befragten die Meinung vertreten, dass man noch genug freie Zeit nebenher haben kann. Prozentual ähnlich verteilt sind die Antworten auf die Frage, ob das Studium in der Regelstudienzeit beendet werden kann. Hierbei sind 64,3% der Ansicht, dass dies gut machbar ist, 35,7% teilen diese Einschätzung nicht.

Zum Thema der im Studium wählbaren Schwerpunkte waren die Antworten deutlich vielfältiger. Die Mehrheit der Befragten nannte als Schwerpunktfach die Teletherapie und die MRT, dicht gefolgt von der Nuklearmedizin. Bei etwa 40% aller Befragten war zusätzlich noch die Diagnostik und die Brachytherapie als Schwerpunktthema dabei. Ebenfalls vereinzelt erwähnt wurden Optik, Audiologie, Bildgebung und Strahlenschutz. Bei der Frage nach dem Vertiefungsfach, welches bei den Studierenden das größte Interesse weckt, lag die Teletherapie mit 68,5% weit vorne, gefolgt von der MRT, der Nuklearmedizin und der Diagnostik.

Während des Studiums fühlten sich fast 70% der Befragten gut über mögliche Berufsperspektiven informiert. Die Übrigen teilten sich zu gleichen Teilen in zwei Gruppen auf. Beide Gruppen fühlten sich nicht gut informiert, für die einen bietet die Studienrichtung zu wenig Berufsperspektiven, für die anderen ist die Auswahl zu groß. Dies zeigt sich auch in der Frage, wie gut die Studierenden sich auf den Berufseinstieg vorbereitet fühlen. Knapp 70% fühlen sich gut bis sehr gut darauf vorbereitet, während der Rest das Wissen gerne noch mehr vertiefen würde und mehr praktische Erfahrung für notwendig erachtet.

Als besonders positiv wurden von den Befragten die kleinen Gruppen und die besonders engagierten Professoren und Professorinnen genannt, wie auch die Kombination aus Fächern wie Physik und Mathematik mit Medizin. Bei den Studiengängen mit integrierter Sachkundezeit wurde auch besonders die Praxisnähe, die praktische Erfahrung und der parallele Erwerb der Sachkundezeit sehr positiv aufgefasst und das Studium als abwechslungsreich beschrieben.

Als verbesserungswürdig nannten die Studierenden die Struktur der Studiengänge. Teilweise seien die Stundenpläne oder Modulhandbücher noch nicht endgültig ausgearbeitet und der Bezug der einzelnen Module aufeinander noch ausbaufähig. Einige merkten an, dass es, je nach vorangegangenen Bachelorstudium, im Masterstudium schwierig werden kann. Die meisten empfehlen als Voraussetzung für einen Master in Medizinphysik einen Bachelor in Physik, Medizinphysik oder Medizintechnik und nannten als Verbesserungsvorschlag für die Hochschulen die Idee eines Auffrischungskurses vor Beginn des Masterstudiums, damit alle Studierenden in den naturwissenschaftlichen Fächern und Medizin einigermaßen auf einem gleichen Level starten können.

Unabhängig davon, ob man in den Studiengängen die Sachkundezeit erreichen kann oder nicht, würden trotzdem mehr als die Hälfte der Befragten ihren Studiengang weiterempfehlen. Die Übrigen weisen darauf hin, dass es bei den Masterstudiengängen sinnvoll ist, vorher zu überlegen, in welchen Bereich man später beruflich tätig sein möchte. Falls man im klinischen Bereich arbeiten möchte, ist ein Studiengang mit integrierter Sachkundezeit ratsam.